Aus der Naturlehre
437. Der Druck der Luft.
1. Nimmt man eine oben und unten offene Glasröhre und taucht sie
in eine Flüssigkeit, so dringt die Flüssigkeit in sie hinein, hiesst aber
beim Herausnehmen der Röhre wieder zurück. Schliefst man aber die
obere Öffnung der Röhre, ehe man sie herauszieht, mit den Fingern fest
zu, so bleibt die Flüssigkeit darin. Die Ursache dieser Erscheinung ist,
dass die Luft gegen die untere Öffnung der Röhre drückt und so die
Flüssigkeit zurückhält.
2. Die Luft, welche den ganzen Erdball 90—100 km hoch umgiebt,
übt infolge ihrer Schwere auf alle Körper fortwährend einen Druck aus.
Von demselben merken wir jedoch nichts, weil die Luft in unserm Körper
ebenso stark drückt als die Luft ausserhalb desselben, und so der
Druck vom Gegendruck aufgehoben wird. Die Wirkung des Luftdruckes
wird uns aber sofort klar, sobald derselbe nur von einer Seite seine
Kraft ausübt, wie dies bei der oben erwähnten Glasröhre der Fall ist.
An dem mit dem Finger verschlossenen Ende desselben kann die Luft
nicht auf das Wasser drücken; wohl aber drückt sie an dem geöffneten
Ende auf das Wasser und verhindert dadurch das Ausfliefsen desselben.
Aus einem vollen Fasse Hiesst zum geöffneten Halme nichts heraus,
wenn das Spundloch geschlossen ist, weil der Druck der Luft am Hahne
die Flüssigkeit zurückhält. Wird das Spundloch geöffnet, so hebt der
Luftdruck von oben den Luftdruck von unten auf, und das Wasser Hiesst
heraus. Nach Bertheu u. a.
438. Die Säugpumpe.
Hält mau eine oben und unten offene Federspule mit dem untern Ende ins
Wasser und saugt am andern Ende, so steigt darin das Wasser empor. Durch
das Saugen ist nämlich die Luft aus der Pose entfernt oder wenigstens sehr ver-
dünnt worden. Die äußere Luft, welche fortwährend auf alle Körper, also auch
ans das Wasser drückt, preßt daher das Wasser in den luftleeren Raum der Feder-
pose hinein, weil es daselbst keinen Widerstand findet. Ans diese Erscheinung
gründet sich auch die Säugpumpe mit ihrer Einrichtung. Das Pumpenrohr (b)
reicht mit dem Saugrohre (a) ins Wasser. Der luftdicht schließende Kolben (f)
ist durchbohrt nud mit einem Ventile (e) versehen, das durch einen Druck von
oben sich schließt, durch einen Druck von unten aber sich öffnet. Zieht mau den
Kolben in die Höhe, so wird die Luft zwischen dem Kolben und dem Wasser, weil
sie einen größer» Raum erhält, verdünnt und verliert an Spannkraft. Die äußere
Luft treibt nun, weil sie auf den äußern Wasserspiegel drückt, einen Teil Wasser
in die Röhre (Fig. 1). Die noch in dem Raume befindliche Luft ist dadurch
395
Fig. 1. Säugpumpe
beimerstenkolben-
a u f g a n g e.
a.saug-,b.pumpen-
und o. Ausflußrohr;
ck. Bodenventil;
t'. Kolbenstange.
wieder auf einen kleineren Raum zusammengedrängt und dichter
geworden. Jetzt wird der Kolben wieder zurückgeschoben (Fig. 2).
Das Wasser kann aber nicht wieder zurück, weil es selbst das
Bodenventil (ck) zudrückt. Dagegen öffnet sich die innere Luft
das Ventil 6, inib ein Teil entweicht. Beim Wiederaufziehen
des Kolbens schließt sich das Kolbenventil e wieder (Fig. 3),
und die noch im Innern
befindliche Luft wird
wieder verdünnt und noch
mehr Wasser durch das
Ventil ck hinaufgetrieben.
Kurz, bei wiederholtem
Pumpen tritt das Wasser
endlich durch das Kolben-
veutil 6 bis an die Aus-
flußrohre 6, durch die
es ausfließt. Da der
Luftdruck das Wasser nur
etwa 10 m hoch heben
kann, so darf der Kolben
von der Oberfläche des
Wassers im Brunnen
nicht ganz 10 ni ent-
fernt sein.
Nach Vertheil u. a.
Fig. 2. Säugpumpe
beimcrstenkolben-
niedergange.
ä. Boden- und
e. Kolbenventil;
f. Kolbenstange.
Fig. 3 Säug-
pumpe beim zwei-
ten Kolbeuauf-
gange. ü. Boden-
und e. Kolbenven-
til ; k.kolbenstange.
439. Belehrung über das Wetterglas oder das Barometer.
Mancher hat wohl auch fein Wetterglas im Stübleiu hängen, und wenn er
es ansieht, sagt er vielleicht: „Morgen können wir noch nicht mähen." Aber doch
weiß er nicht recht, warum das Wetterglas ihm das anzeigt
Merke erstlich: Ein Wetterglas hat au der Spitze des Kölbleins, worin sich
das Quecksilber sammelt, eine kleine Öffnung.
Zweitens: Sonst meint man, lvo nichts anderes ist, da sei doch wenigstens
Luft. Aber oben in der langen Röhre, über dem Quecksilber, ist keine Luft, sondern
nichts. Dies wird erkannt, wenn man das Wetterglas langsam in eine schiefe Stellung
bringt, als lvollte man es umlegen. Das Quecksilber fährt alsdann durch den leeren
Raum hinauf bis an das Ende der Röhre, und man hört einen kleinen Knall.
Dies könnte nicht geschehen, wenn noch Luft darin wäre. Sie würde sagen: „Ich
bin auch da; ich muß auch Platz haben."
Drittens: Die Luft, welche die Erde umgiebt, drückt unaufhörlich von oben
gegen die Erde hinab; ja, sie will vermöge einer inwendigen Kraft unaufhörlich
nach allen Seiten ausgedehnt und ausgespannt sein. Deshalb geht sie durch jede
offene Thür, ja, durch jedwedes Spältlein in die Häuser und aus einem Gemach
in das andere und durch die kleine Öffnung an der Spitze des Kölbleins hinein
und drückt auf das Quecksilber; und die Luft, welche außen ist, drückt immer nach
und will auch noch hinein. Sie treibt das Quecksilber in der langen Röhre ge-
wöhnlich zwischen 75 und 77 Cercküneter weit in die Höhe, bis sie nimmer weiter
kann. Denn wenn das Quecksilber einmal einen gewissen Stand erreicht hat, so
drückt es vermöge seiner Schwere der Luft dergestalt ertgegen, daß beide in das
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
354
6. Ein wunderbares Beispiel van der Klugheit und dein edlen Opfer-
mute der Hunde liefern ilns die Bernhardiner Hunde, welche in dem
Hospiz des St. Bernhard in der Schweiz gehalten werden. Die Mouche
dieses Klosters machen sich bei schlimmem Wetter ans, um erstarrte oder
von Lawinen ver-
schüttete Wanderer
auszusuchen, wobei
ihnen dann ihre Hunde
die vortrefflichsten
Dienste leisten. Diese
Hunde tragen am
Halse ein Körbchen
mit Nahrungsmitteln
und eine Flasche Wein.
Haben sie einen Ver-
unglückten ausgewit-
tert, so scharren sie ihn
ans dem Schnee her-
vor und melden ihn
eiligst bei den Mön-
chen. Der berühmteste
unter ihnen warbarry.
Er rettete mehr als
vierzig Menschen das
Leben. Einst wußte
er einen aufgefunde-
nen Knaben- zu be-
wegen, sich ans seinen
Rücken zu setzen. Er-
freut eilte er mit ihm
Hunde von St. Bernhard. 3^tn Kloster, zog an
der Klingel, übergab
den Mönchen den Findling und eilte sogleich aufs neue zum Suchen fort.
7. Die Tollwut des Hundes erscheint in zwei Formen, entweder als
rasende oder als stille Wut. Sie soll entstehen, wenn es den Hunden an
Wasser zum Saufen fehlt, oder bei schneller Abwechselung von Hitze und
Kälte. Daß die tollen Hunde auch immer wasserscheu seien, ist ein Irrtum.
Sie saufen sogar gern; aber nicht alle können das Wasser schlucken. Das
Schäumen des Maules kommt nur bei den Hunden vor, die au der stillen
Wut leiden; bei diesen sind die Unterkiefer vollständig erschlafft, weshalb sie
das Maul stets geöffnet haben. Es ist auch nicht richtig, daß tolle Hunde
immer geradeaus laufen oder den Schwanz zwischen die Beine klemmen. Die
sichersten Kennzeichen der Tollwut fiub folgende: 1. Der tolle Hund ist traurig
und still, scheut das Licht und knurrt gegen seinen Herrn. 2. Er verliert
den Appetit, verschluckt aber gern kleine Stückchen Torf, Stroh, Holz, Lappen,
Erde rc. 3. Er bellt nicht mehr, sondern heult heiser. 4. Es tritt eine
größere Beißlust ein als gewöhnlich. — Wird jemand vom tollen Hunde ge-
bissen, so schicke man gleich zum Arzte. Bis zu dessen Ankunft aber wasche
man die Wunde mit lauwarmem Wasser. Fe,,g u.a.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
397
den: Kolben verdünnt, und es dringt deshalb das Wasser aus dem Saugrohre R,
dessen unteres Ende mittels eines Schlauches mit einer Wassertouue in Verbindung
steht, durch den Kanal r und das Saugreutil v in die Pumpe. Drückt inan nun
den Kolben wieder abwärts, so schließt sich das Ventil v von selbst, und das
Wasser wird mit Gewalt durch das Drnckventil (V) in den Windkessel hineingetrieben.
Je mehr sich letzterer nun mit Wasser füllt, desto mehr wird die im Kessel befind-
liche Luft zusammengepreßt. Sie würde deshalb das Wasser in die Druckpumpe
zurückdrängen, wenn diese nicht durch ein Drnckventil (V) verschlossen wäre, das
sich nur nach dem Kessel hin öffnet. Durch den Boden des Kessels geht nun ein
Metallrohr (a), an das sich außerhalb ein wasserdichter Schlauch schrauben läßt.
Durch dieses Rohr preßt jetzt die zusammengedrückte Luft das Wasser in den Schlauch
mit solcher Gewalt hinein, daß es in ununterbrochenem Strahle herausdringt und
so zum Löschen des Feuers aus weiter Entfernung dienen kann.
Nach Berthelt, Baenitz^u. a.
441. Der kartesianische Taucher.
Der kartesianische Taucher (nach seinem Erfinder Cartesius so benannt) wird
nicht selten auf Messen und Jahrmärkten gezeigt. Es ist das ein kleines, schwarzes,
gläsernes Männchen, welches sich in einem mit Wasser gefüllten Glase befindet und
auf Geheiß seines Besitzers darin auf- und niedersteigt. Dasselbe soll sogar ein
Prophet sein und die Zukunft eines Menschen vorhersagen können. Wer das
glauben möchte! Das Männchen ist inwendig hohl und gerade so weit mit Wasser
gefüllt, daß es nur noch eben schwimmt. Kommt noch ein Tröpfchen mehr dazu,
so sinkt das Männchen nach unten. Bei genauer Beobachtung wird man bemerken,
daß das Männchen sinkt, sobald man oben auf den Gummiverschluß der Flasche
drückt, und daß es wieder steigt, sobald der Druck aufhört. Ein Bein des Tauchers
ist nämlich hohl und unten offen. Der Druck auf den Gummiverschluß pflanzt sich
daher durch das Wasser ans die Luft im Taucher fort und preßt diese zusammen. Es
dringt etwas mehr Wasser durch das Bein in den Bauch, der Taucher wird schwerer
und sinkt. Läßt der Druck nach, so dehnt sich die Luft im Taucher wieder aus
und drängt das Wasser zurück. Der Taucher wird leichter und steigt nach oben.
442. Das Thermometer oder der Wärmemesser.
1. Legt man ans den warmen Ofen eine faltige, fest zugebundene Tierblase,
so schwillt sie an, weil die in ihr befindliche Luft von der Wärme ausgedehnt wird.
Wasser und Milch steigen in Gefäßen höher oder fließen über, wenn sie bis zun:
Kochen erwärmt werden. Eine Metallkngel, die genau durch eine Öffnung paßt,
geht nicht mehr hindurch, tvenn sie erhitzt ist. Läßt man sie auf der Öffnung liegen,
so wird sie endlich, wenn sie erkaltet ist, hindurchfallen. Wenn der Schmied einen
glühenden Reif um das Rad legen will, so macht er ihn vorher glühend. Die
Wärme dehnt das Eisen ans, und der Reif geht nun bequem über das Rad. Ist
er erkaltet, so schließt er fest an das Rad an. Gläser, auf den heißen Ofen ge-
setzt, zerspringen leicht, weil die untern Glasteilchen stärker ausgedehnt werden als
die oberen. Sehr enge Stiefel gehen leichter ans und an, wenn der Fuß kalt ist,
als wenn er warm geworden. Daraus folgt, daß Wärme die Körper ausdehnt,
Kälte sie wieder zusammenzieht.
2. Ganz besonders leicht wird das Quecksilber durch Wärme ausgedehnt. Des-
halb bedient man sich desselben auch bei der Einrichtung eines Thermometers (Wärme-
messers). Dasselbe dient dazu, die Wärme und Kälte der Luft zu messen. Es be-
steht aus einer sehr engen, unten kugelig erweiterten Glasröhre, welche oben und
unten geschlossen und zum Teil mit Quecksilber angefüllt ist. Der Raum über dem
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
356
407. Das Pferd.
1. Das schönste aller Säugetiere ist das Pferd, besonders das in sorgsamer
Pflege stehende Reitpferd. Wie aus Erz gegossen steht es da, und dennoch schlank
wie ein Reh. Sicher ist sein Tritt; stolz trägt es sein Haupt mit der schon ge-
wölbten Stirn und Nase. Das runde, lebhafte Auge mit dem schwarzen Glanze
erspähet den Feind und erleuchtet mit grünem Schein den dunkeln Pfad. Es spielt
mit den spitzen Ohren, hört jeden Laut, stutzt und warnt seinen Reiter. Zur
Seite des schlanken, glatten Nackens fällt die seidenschinnnernde Mähne. Seine
Brust, voll und breit, stellt sich keck der Gefahr entgegen, und der glatte Leib ruht
sicher ans festen Lenden und nervigen Füßen. Die eisenfesten Hufe stampfen un-
geduldig den Boden. Auf den Wink des Reiters springt es auf wie ein Luchs und
stürmt dahin wie im Fluge. Mit dem Krieger zieht es gegen den Feind, es beißt
schäumend in die Zügel, schüttelt die Mähne, scharrt den Boden und schnaubt und
wiehert vor Kampfeslust. Da schmettern die Trompeten, und entgegen springt cs
blitzenden Bajonetten. Es ist eins mit seinem Reiter nild steht unerschrocken und
fest lvie ein Fels mitten im Rauch und im Donner der Geschütze. Nicht das Kriegs-
getümmel, nicht das Sausen der Kugeln, nicht das Klagen und Jammern der Ver-
wundeten und Sterbenden bringt es zum Wanken, lind ist sein Führer gefallen,
so stellt es sich in die Reihen der Genossen und stürzt allein in das Getümmel
der Schlacht. 1
2. Das Arbeitspferd ist zlvar nicht so schön als das Reitpferd, aber es ist
fast noch nützlicher als dieses. Die besten Dienste leistet es dem Landmann. Es
zieht den Pflug, die Egge, die Walze und den schweren Ernteivagen und ist immer
willig und gehorsam. Darum hält auch der Landmann viel auf sein Pferd und
pflegt es, wo er nur kann. Leider giebt es aber auch rohe Fuhrleute, die von dem
Pferde mehr verlangen, als es leisten kann, und mit der Peitsche unmenschlich auf
das arme Tier losschlagen, imnut es den schweren Stein- oder Frachtwagen nicht
ziehen kann. Das ist gottlos und unbarmherzig, und wird mit Recht vom Richter
als Tierquälerei bestraft.
3. Bewundernswert ist das Gedächtnis des Pferdes. Es kennt den Weg oft
besser als der Führer. Am Scheidewege widersetzt es sich ihm starrsinnig, ivenn
er den gewohnten Weg nicht fahren will. Den Gasthof, in welchem es einmal ein-
gekehrt ist, erkennt es schnell wieder und hält hartnäckig still vor demselben, wenn
der Führer vorüberfahren ivill. Sieht es seinen Herrn nach Jahren wieder, so
wiehert es ihn an, leckt ihn und bezeugt eine gar innige Freude. So hatte ein
Herr ein Reitpferd, das ihm sehr lieb war. Wenn er ausging, brachte er dem-
selben nicht selten einige Znckerstücke in der Rocktasche mit. Das Tier merkte sich
das bald, und wenn sein Herr zu ihm kam, dnrchschnnpperte es stets die Rocktasche.
Als der Herr Soldat werden mußte, verkaufte er sein Pferd. Nach Jahren kam
er einmal nach Berlin. Plötzlich zupfte jemand hinten an seiner Rocktasche. Er
wandte sich um und erblickte zu seiner Freude sein ehemaliges Reitpferd, das jetzt
Eigentum eines Offiziers war. Eine Zuckertute wurde schnell herbeigeholt und
dadurch die alte Bekanntschaft wieder aufgefrischt.
4. Das Pferd ist ein sehr gelehriges Tier. Int Cirkus marschiert es nach
dem Takte der Musik, geht auf den Hinterbeinen und springt durch einen mit Papier
beklebtett Reif. Auf Fragen antwortet es „ja" oder „nein", indem es mit dem
Kopfe nickt oder schüttelt. Wenn sein Herr cs befiehlt, stellt es sich krank, steht
dumm mit ausgebreiteten Beinen da und hängt den Kopf, schwankt traurig und
matt, sinkt langsam um und liegt wie tot da. Aber aufs Wort: der „Henker kommt!"
springt es froh und munter ivieder auf. Nach strä&te, Schemin...«.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
399
öffnet man mittels einer Leine eine Klappe am Ballon und laßt etwas Gas aus-
strömen. Da man den Luftballon nicht steuern kann, so folgt er stets der Richtung
des Windes und läßt sich zuweilen auf das Meer nieder.
445. Verdunstung, Tun und Reif.
1. Wenn wir unsre Hand ein wenig anfeuchten und sie dann an die Sonne
halten, so verschwindet die Feuchtigkeit bald wieder. — Setzen wir eine Schale voll
Wasser ins Freie, so vermindert sich das Wasser von Tag zu Tag. Wie sich nämlich
das Wasser beim Kochen in Dampf verwandelt, so geschieht dies auch durch Ein-
wirkung der Sonne und der Luft. Diese Dampfbildnng durch die Luftwärme heißt
Verdunstung. — So wird nasse Wäsche nach und nach trocken, der Schweiß ver-
dunstet, wie wir an dampfenden Pferden sehen können, und von Flüssen und Teichen
steigen fortwährend Dünste empor.
2. Im kalten Zimmer trocknet die Wäsche langsamer als im warmen. Die
Luft nimmt nämlich bei der Verdunstung nur eine bestimmte Menge Wasserdampf
auf. Die Dämpfe dringen in die Poren der Luft ein. Sind diese gefüllt, so hört
die Verdunstung auf. Die Luft ist dann „gesättigt". Je größer aber die Wärme
der Luft ist, desto mehr Wasserdampf kann sic aufnehmen. Kühlt sich nun die Luft
ab, so vermag sic oft den aufgenommenen Wasserdampf nicht mehr ganz zu behalten;
sie verwandelt dann einen Teil desselben wieder in Wasser.
Aus diesem Vorgänge erklären sich eine Menge Erscheinungen. Bringt man
eine mit Wasser gefüllte Flasche in eine warme Stube, so wird die Flasche naß,
sie „läuft an" oder „beschlägt". Die Luft kühlt sich nämlich an der kalten Flasche
ab, ein Teil ihrer Dämpfe verwandelt sich in Wasser, und dieses setzt sich an das
Glas. Auf gleiche Weise erklärt sich das Anlaufen der Fenster. Haucht man gegen
einen kalteil Gegenstand, so wird er feucht, weil die Wasserdänipfe, die wir ans-
atmen, sich an ihm niederschlagen.
3. Ganz ähnlich erklärt sich auch die Bildung des Taus. In klaren Sommer-
nächten kühlt sich die Erde nicht selten bedeutend ab, namentlich Gras und Blätter,
weil die hervorragenden und rauhen Gegellstände am leichtesten Wärme ausstrahlen.
Sie kühlen nun auch die rings um sie befindliche Luft ab, und so scheidet diese
Wasser ans, das sich als Tautropfen an das Gras und die Blätter setzt. Ist der
Himmel bedeckt, so bildet sich kein Tan, da sich dann die Erde nicht hinreichend ab-
kühlen kann. Die Wärme der Erde kann nämlich nicht in den unendlichen Raum
ausstrahlen, sondern lvird von den Wolken teilweise wieder zurückgeworfen.
4. Im Frühjahr und Herbst gefriert der Tail leicht, und lvir haben dann
Reis. Nach Krebs u. Berthelt.
446. Nebel und Wolken; Regen, Schnee und Hagel.
1. Wenn der Wasserdampf die gehörige Wärme besitzt, so ist er für das
Auge unsichtbar. Bringen wir aber Wasser in einem recht kühlen Orte zum Kochen,
so kühlen sich die aufsteigenden Dämpfe an der kälteren Luft ab, verdichten sich und
werden dadurch dem Auge als kleine Wölkchen sichtbar. Diese Wölkchen bestehen
aus zahllosen äußerst feinen Tröpfchen. In gleicher Weise kühlen sich auch die
im Herbste aus den Flüssen, feuchten Wiesen re. aufsteigenden Wasserdämpfe ab,
werden dem Auge sichtbar und bilden so den Nebel. Kühlen sich die Wasserdampfe
erst in höhern Luftschichten ab, so bilden sic Wolken.
2. Wenn die Wolken sehr dicht werden, so vereinigen sich die feinen
Wassertröpfchen zu größeren Wassertropfen und fallen als Regen hernieder. Ge-
frieren die Wassertröpfchen in den höhern Luftschichten, so entsteht der Schnee.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
358
eines ihm unbekannten Hahns seine Ohren trifft. Er horcht, senkt die Flügel,
richtet sich kühn empor, schlägt mit den Flügeln und fordert mit lautem Krähen
Zum Kampfe ans. Erblickt er den Feind, so stürzt er im vollen Laufe auf ihn zu.
Jetzt treffen sie zusammen. Die Halsfedern sind ausgerichtet und bilden einen Schild.
Jeder sucht den andern niederzuschmettern, indem er mit voller Macht gegen ihn
springt. Lange währt der Kampf. Endlich greifen sie zur furchtbarsten Waffe.
Sie springen nicht mehr, aber hageldicht fallen die Schnabelhiebe, und bald triefen
die Köpfe vom Blute. Endlich verläßt den Feind der Mut. Er wankt, er weicht
zurück. Jetzt erhält er noch einen tüchtigen Hieb, und der Sieger verkündet seinen
Sieg durch lautes Krähen.
2. Die Henne ist lange nicht so schön und so gescheit wie der Hahn. Aber
desto größer ist ihre Mutterliebe. Hat sie ein Ei gelegt, dann thut sie solches der
Welt durch lautes Gackern kund. Nimmt man ihr die Eier immer wieder weg,
so legt sie, immer hoffend, man lasse sie ihr, jährlich wohl 100 bis 150 Eier.
Läßt man ihr die Eier, so fängt sie, sobald sie 15—20 Stück zusammen hat, an
zu brüten. Um die Jungen bekümmert sich der Hahn gar nicht mehr, sondern
überläßt sie der mütterlichen Fürsorge. Und er darf es getrost thun. Die Mutter-
liebe der Gluckhenne ist ja zum Sprichwort geworden. Selbst Christus hielt es
nicht unter seiner Würde, seine Liebe zu seinem Bolk mit der Liebe einer Henne
zu ihren Küchlein zu vergleichen. Das Bild ist eins der lieblichsten und wohl-
thuendsten. Wie sie scharrt, wie sie ruft, wie sie den Jungen die Körnchen und
Würmchen zerbeißt und vor das Schnäbelchen legt, wie sorglich sie stets auf sie
sieht, luxe sie ihnen ruft, wenn Gefahr droht, wenn ein Raubvogel in der Nähe
dräut! Die Jungen verstehen die Mutterstimme wohl und laufen herbei, und sie
verbirgt alle unter ihre ausgebreiteten Flügel. Wenn mehrere Gluckhennen neben-
einander weiden und die eine ruft, so kommen nur die Ihrigen. Zwei Gluckhennen
in^einem Stalle wehrten sich mit ihren schlechten Waffen gegen einen Marder so
furchtbar, daß zwar beide tot gefunden wur-
den, der Maro er aber ausgehackte Augen hatte.
Was vermag nicht die Mutterliebe!
Zuweilen legt man der Henne Enten-
oder Gänseeier zum Bebrüten unter. Wahr-
haft rührend ist dann ihre Angst, wenn die
Jungen in den Teich gehen. So brachte
einst in einer Mühle eine Henne Gänseeier
ans. Die jungen Gänse folgten ihr überall
hin. Als sie aber an den Mühlteich kamen,
patschten sie ins Wasser und fingen an zu
schwimmen. Darüber war die Henne ganz
bestürzt und lief unruhig am Ufer hin und her. Das sah eine alte Gans, welche
auch auf dem Teiche war. Sie schwamm ans Ufer, nahm die Henne auf ihren
Rücken und begleitete so mit ihr die jungen Gänschen auf dem Teiche.
Nach Lenz, Scheitlin u. Schubert.
410. Die Schleiereule.
Die Schleiereule gehört zu den Raubvögeln. Sie nährt sich vorzugsweise von
Mäusen und Spitzmäusen und ist deshalb genötigt, fleißig Jagd ans diese Tiere
zu machen. Dazu ist aber auch ihr Körper äußerst zweckmäßig gebaut. Der Ober-
schnabel ist hakenförmig gekrümmt, weshalb er sich vorzüglich zum Festhalten und
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
— 401 —
kuppel (D). Von hier aus gelangen sie durch das Dampfrvhr (ä) in die beiden
Dampfcylinder (0), welche vorn zu beiden Seiten der Maschine liegen. In jedem
Dampfcylinder befindet sich ein hin und her beweglicher Kolben, der durch die
Kraft des Dampfes in Bewegung gesetzt werden soll. Es kommt eben nur darauf
an, den Dampf abwechselnd vor und hinter den Kolben zu leiten. Das geschieht
durch das sogenannte Schieber-
ventil, welches in der Dampf-
kammer (m) liegt. Ist z. B.
der Dampf zuerst von hinten
in den Dampfcylinder einge-
treten, so schiebt er den Kol-
den und damit zugleich das
Schieberventil nach vorn. Nun
öffnet sich ein Kanal, durch
welchen der Dampf vor den
Kolben tritt. Letzterer wird
jetzt rückwärts getrieben, und
das geht um so leichter, als
gleichzeitig der kurz zuvor
voll hinten eingeführte Dampf
durch ein Rohr (p) in den Dampfwagen.
Schornstein (Ich steigt und aus
demselben mit lautem „Puch" entweicht. Mit dem so hin- und hergetriebenen
Kolben steht jederseits ein großes Mittelrad durch eine Stange mittels einer Kurbel
in Verbindung, welches so in eine drehende Bewegung versetzt wird. Oben auf
deln Dampfkessel findet sich in 1' lind 0 je ein Sicherheitsventil. Das Ventil in
F kann vom Lokomotivführer beliebig geöffnet werden; das Ventil in 6- wird durch
ein Gewicht herabgedrückt, öffnet sich aber voll selbst, sobald die Spannkraft des
Dampfes in dem Dampfkessel gar zu stark wird. Ohne dieses Ventil könnte der
Dampffeffel leicht zerspringen. Bei Ii sieht man eine Dampfpfeife.
448. Der Regenbogen.
Wenn man eine dreikantige Glassänle (Prisma) in einem Zimmer in
passender Weise gegen das Svilnenlicht hält, so entsteht an der gegenüber-
liegenden Wand oder (je nach dem Stande der Sonne) auch am Fußboden
oder an der Decke ein bnntes Farbenband; in demselben unterscheidet man
von unten nach oben folgende sieben Farben: Rot, Orange, Gelb, Grün,
Hellblau, Dnnkelblall (Indigo) und Violett. Dieses siebenfarbige Bild ist
dadurch hervorgerufen, daß das Sonnenlicht im Prisma zlveimal (beim Ein-
und beim Austritt) gebrochen d. h. von seiner bisherigen Richtung abgelenkt
und so in seine 7 Farbenstrahlen zerlegt wird. Die weiße Farbe des Sonnen-
lichts ist also aus 7 Farben zusammengesetzt. Diese 7 Farben können wir auch
im Regenbogen wahrnehmen. Derselbe eittsteht durch die Brechung der
Sollilenstrahlen in den Regentropfen. Er kann von uns nur dann gesehen
werden, wenn wir die Sonne im Rücken und die Regenwolken vor uns haben.
449. Das Photographieren.
Auf Märkten und Messen hat man zuweilen Gelegenheit, sich in wenig
Minuten photographieren zu lassen. Der Photograph benutzt dazu einen Kasten,
der inlvendig geschwärzt ist und an der Vorderseite eine verschiebbare Röhre
Kahnmeyer u. Schulze, Lesebuch. Zg
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
360
den Schleier bewegt, Grimassen. Sobald sie aber Gefahr merkt, huscht sie geräuschlos
und sicher zum Flugloche hinaus.
X. Garten and Feld im Winter,
Die Tierwelt in Garten und Feld ist im Winter nicht so zahlreich
wie im Sommer. Die Zugvögel (Nachtigallen, Lerchen, Wachteln u. s. w.)
sind fast sämtlich nach dem ivarmen Süden gezogen. Nur hier und da sind
einzelne zurückgeblieben. So huscht hin und ivieder wohl ein zurück-
gebliebenes Rotkehlchen durchs schneebedeckte Gebüsch. Ebenso sind von
den Finken noch einige da, während die meisten im November abgezogen
sind. Die Kohlmeisen aber, die Sperlinge, Goldammern, Rebhühner u. s. w.
bleiben als echte Standvögel den ganzen Winter bei uns. — Die Säugetiere
verlassen uns nicht. Manche von ihnen aber sieht man nicht, da sie
einen Winterschlaf halten, wie z. D. der Igel, der Hamster, die Fleder-
maus U. S. Iv.
411. Erbarme dich der hungernden Yöglein im Winter!
Wenn draussen alles zugeschneit ist, dann sind die armen Vüglein,
die bei uns geblieben sind, schlimm daran. Finken, Rotkehlchen, Gold-
ammern, Meisen u. s. w. müssen dann oft elendiglich verhungern. Drum,
liebes Kind, wenn du ein Herz für die armen Vöglein hast, erbarme dich
ihrer und füttere sie! Als Futterplätze sind besonders solche Stellen ge-
eignet, wo der Schnee nicht hin kann.
In Norwegen besteht die schöne Sitte, dass man auch den Vögeln
zu Weihnachten einen Christbaum macht. Man nimmt eine Stange, bindet
daran gefüllte Gersten- und Haferähren, stellt sie draussen auf oder be-
festigt sie an das Haus, und — der Vöglein Christbaum ist fertig. Wie
wäre es, wenn du einen ähnlichen Christbaum machtest! Ein Tannen-
baum oder irgend ein Zweig mit Nuss- oder Kürbiskernen, Speck- oder
Fleischstückchen u. s. w. auf den Hof gestellt — ei, das wäre eine Freude
für die armen Vöglein und — für dich.
Oder vielleicht macht dir ein Futterkasten noch mehr Spass. Nimm
eine Cigarrenkiste, befestige an ihre vier Ecken Schnüre, hänge sie in
einen Baum — oder willst du die Vöglein genauer beobachten — unter
dein Fenster und streue Hanf- und Rübsamen, Gurken-, Kürbis- und Son-
nenblumenkerne u. s. w. hinein — und du hast die grosse Freude, die Vög-
lein vom Fenster aus beim Fressen beobachten zu können. Damit es
nicht in den Kasten hineinschneit, kannst du auch noch den Deckel
einige Zoll hoch über dem Rande des Kastens anbringen, indem du die
Schnüre durch den Deckel ziehst und Knoten darunter machst.
412. Der Hase.
1. Der Hase thut niemandem etwas zu leide, und doch hat er gar viele
Feinde.
403
3. Ein an beiden Enden nadelförmig zugespitzter
magnetischer Stahlstab, welcher wagerecht aus einer senk-
rechten Spitze so angebracht ist, das; er sich leicht nach
allen Himmelsgegenden drehen kann, heißt Magnetnadel.
Dieselbe zeigt die wunderbare Eigentümlichkeit, das; sic
stets mit dem einen Ende ziemlich nach Norden, mit dem
andern ziemlich nach Süden zeigt. Lenkt man sie von
dieser Richtung ab, so springt sie, sobald sie sich frei be-
wegen kann, sofort in ihre alte Richtung wieder zurück.
— Wird die Magnetnadel in ein rundes Gehäuse ein-
geschlossen, das am Boden mit einer Windrose, oben aber
mit einer Glasscheibe bedeckt ist, so hat man einen Kom-
paß erhalten. Ein solcher ist dem Schiffer ans dem Meere unentbehrlich. Mag der
Schiffer eine Richtung einschlagen, welche er will, die Magnetnadel läßt sich nicht
irre führen und behält stets ihre nordsüdliche Richtung bei.
451. Reibnngselektricität.
1. Wenn man eine Siegellackstange mit einem wollenen Lappen reibt und sie
dann über Papierschnitzelchen, Strohhalm- oder Federteilchen, Holundermarkkügel-
chen re. hält, so zieht sie dieselbe an, stößt sie aber auch bald darauf wieder ab.
Dieselbe Eigenschaft erlangen auch Hartgummi, Harz, Schivefel, Bernstein, wenn man
diese Dinge mit Seide, Leder, Wolle, Tierfell reibt, ebenso Glas, wenn man cs mit
Seide oder Leder reibt. Die Ursache, welche diese Eigenschaften hervorruft, nennt
man Elektricität. — Nähert man dem geriebenen und dadurch elektrisierten Gegen-
stand im Dunkeln die Fingerknöchel, so springt ein schwacher Funke unter leisem
Geknister daraus gegen die Finger hervor.
2. An die beiden Enden eines Seidenfadens hängen wir je ein Holnnder-
markkügelchen. Berühren wir nun die eine Kugel mit einer geriebenen Glasstange
(Lampencylinder), so wird sie sofort abgestoßen. Bringen wir dagegen eine gerie-
bene Harz- oder Siegellackstange in ihre Nähe, so wird sie von dieser angezogen.
— Die Wirkung der Elektricität des Glases und des Harzes (Siegellacks) ist
also verschieden. Wir unterscheiden demnach Glas- und Harzelektricität (oder posi-
tive und negative Elektricität).
3. Berühren wir beide nebeneinander hängende Kugeln mit der geriebenen
Glasstange, so werden sie selbst elektrisch, stoßen sich aber gegenseitig sofort ab.
Dasselbe geschieht, wenn man sie mit der geriebenen Siegellackstange berührt.
Bringt man dagegen die eine Kugel mit der geriebenen Glasstange, die andere
mit der geriebenen Siegellackstange in Berührung, so ziehen sie sich gegenseitig an.
Daraus sieht man, das; sich gleichnamige Elektricitäten abstoßen, un-
gleich n ami ge aber anziehen. Nach Krebs und Baeintz.
452. Das Gewitter.
1. Was der elektrische Funke und das damit verbnndene Knistern im
kleinen, das sind Blitz und Dvnner im großen. Die Gewitterwolken enthalten
stets große Mengen Elektricität. Das hat zuerst der Amerikaner Franklin
nachgewiesen. Dieser ließ beim Herannahen eines Gewitters einen Drachen
steigen, an welchem ein aufrechtstehender, spitzer Draht befestigt war. Bon
diesem Drahte führte eine leinene Schnur herab. An dem Ende derselben
befand sich ein Schlüssel, aus welchem Franklin mit der Hand lange Funken
zog. Diese waren ans den Wolken in den Draht und dann durch die leinene
26*
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]